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"Breaking Bad" in Bayreuth
16. Mai 2014
Prof. Dr. Donna Nelson während des Vortrags.
„Breaking Bad“ - der Titel steht für eine der erfolgreichsten TV-Serien überhaupt. Die zentrale Person der preisgekrönten Serie ist der Chemielehrer Walter White, ein eigentlich unbescholtener Bürger und fürsorgender Familienvater. Nachdem bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert wurde, versucht er die teuren Behandlungskosten durch die Herstellung und den Verkauf von Crystal Meth zu decken. Durch zahlreiche Vorkommnisse rutscht er immer weiter in die Spirale des Verbrechens. Aus dem treuen und braven Familienvater wird ein unberechenbarer Mörder, der keine Skrupel mehr kennt.
Und dann ist da noch Bayreuth. Bayreuth steht für Richard Wagner, für Festspiele und Opern - und für Crystal Meth. Durch seine Nähe zu Tschechien ist Bayreuth - in einschlägigen Kreisen auch die „Kristallstadt“ genannt - einer der zentralen Umschlagspunkte für die Droge in Deutschland. Die in der Serie beschriebene Fiktion ist in Bayreuth leider harte Realität. Crystal Meth ist immer weiter auf dem Vormarsch. 2013 wurden laut dem bayerischen Innenministerium über 34 kg der Droge beschlagnahmt - so viel wie nie zuvor. Die Droge putscht nach der Einnahme sofort auf und führt neben einem Rauschzustand zu Leistungssteigerungen sowie einem geringeren Schlafbedürfnis. Die Folgen sind nicht ohne - bereits nach einmaligem Konsum ist eine Abhängigkeit möglich, mehrfacher Konsum führt zur Degeneration des gesamten Körpers. Die TV-Serie „Breaking Bad“ veranschaulicht die Folgen der Droge eindrucksvoll.
Im Rahmen einer Veranstaltung des JCF Bayreuth besuchte die wissenschaftliche Beraterin der TV-Serie, Frau Prof. Dr. Donna Nelson, am 16.05.2014 die Universität Bayreuth. In ihrem Vortrag ging sie auf ihre Erfahrungen am Set ein und gab einen Blick hinter die Kulissen von „Breaking Bad“. Die Referentin betonte, dass ihr eine möglichst korrekte Darstellung der Wissenschaft wichtig sei. Da es sich aber immer noch um eine fiktive TV-Serie und keine Wissenschaftsdokumentation handelt, dürfen die Grenzen wissenschaftlicher Korrektheit aber in gewissem Maße zugunsten der filmischen Kreativität überschritten werden. Die Entwürfe der Produzenten waren teilweise sehr realitätsfern, da diese vorher nie persönlichen Kontakt mit Wissenschaftlern hatten. Bis zu ihrem Einstieg als wissenschaftliche Beraterin arbeiteten die Verantwortlichen nur mit Mitarbeitern der Drogenvollzugsbehörde DEA zusammen. Weiterhin war ihr wichtig, dass die Droge Methamphetamin in der Serie nicht verherrlicht wird.
Der Hörsaal war gut gefüllt.
In ihrem Vortrag gab sie zahlreiche Anekdoten aus ihrer ehrenamtlichen Zusammenarbeit mit den Produzenten zum Besten. So wählte das Team um Vince Gilligan für die in der Serie gezeigte Synthesemethode nicht nach Preis, Ausbeute oder Reinheit aus, sondern danach, wie leicht der verwendete Katalysator für die Schauspieler auszusprechen ist. Auch die Frage nach der Ausbeute bei einer Ansatzgröße von 30 Gallonen Methylamin überrumpelte die Professorin, die an ihrem Lehrstuhl für Organische Chemie mit wesentlich kleineren Ansatzmengen vertraut ist.
Abschließend gab sie den Studenten noch drei Ratschläge mit auf dem Weg: Sie sollen bei ihren Wunschvorstellungen ruhig etwas übertreiben, um ihre Ziele zu erreichen. Sie sollen ihre Ziele mit einem gewissen Maß an Hartnäckigkeit verfolgen und sich nicht entmutigen lassen. Und sie sollen bereit sein, eine Gelegenheit beim Schopfe zu packen, wenn sich entsprechende Möglichkeiten ergeben.
Im Anschluss an den Vortrag bestand bei Suppe und Getränken die Möglichkeit zur Diskussion mit Frau Prof. Dr. Donna Nelson. Begleitet wurde die Nachsitzung im Foyer des NW I von Teams der Entzugsklinik und Mindzone, einem Drogenpräventionsprojekt. An den beiden Ständen konnte sich der interessierte Besucher über die Crystal Meth-Situation in Oberfranken informieren. Mit über 550 Zuhörern war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Aufgrund der positiven Resonanz wird es auch in Zukunft weitere Vorträge dieser Art geben.
Die Mitglieder des JCF Bayreuth mit Prof. Dr. Donna Nelson.